Namibia: Motorradtour „Wüstentümmler“, Tag 1
Am 3. Mai 2019 ist es endlich soweit! Wir treffen uns am Flughafen Frankfurt und alle Teilnehmer der „Wüstentümmler“ Motorradreise sind mächtig aufgeregt. Diese spezielle Tour ist eine Kooperation zwischen uns: Der Firma Afrikascout und der Firma Wunderlich GmbH aus Sinzig, welche hochwertiges BMW Motorradzubehör entwickelt und fertigt. Und alle außer mir – Afrikabiker und Afrikascout Sabine Kastner – fahren zum allerersten Mal nach Namibia, in mein Lieblingsland des afrikanischen Kontinents.
Wüstentummler Motorradtour durch Namibia: Die Teilnehmer
Wir, das sind: Sven Cremer von der Wunderlich GmbH, Sascha Bartel von Sashmedia, Christian Zimprich und Reiner Hartlehnert (die ihren Urlaub mit uns auf dem Motorrad verbringen) sowie unser Team von Afrikascout und Afrikabiker: Cordula Rothe, Katharina Scherf und ich.
Schon in den ersten Minuten wird uns allen klar: Diese Reise wird genial werden und auch sehr lustig, denn wir haben bereits am Flughafen sehr viel Spass und verstehen uns richtig gut. Zehn Stunden wird er dauern, unser Nachtflug mit der Condor von Frankfurt nach Windhoek, der Hauptstadt Namibias.
Nach dem Check in, der für viele von uns eine echte Herausforderung war, aufgrund der schweren Motorradkleidung plus Helme, plus Fotoausrüstung (für deren Zusatzgewicht uns die Condor dann auch direkt zur „Kasse“ bat) ist auch kurz drauf bereits Boarding und wir nehmen auf unseren Sitzen ganz hinten im Flieger Platz.
Viele mögen behaupten, dass 10 Stunden in einem Flugzeug einfach zu viel sind. Da muss ich jedoch echt widersprechen, denn sie vergehen während eines Nachtfluges in der Tat „wie im Flug“. Abendessen, Filme schauen, etwas schlafen… und zack: Schon erfolgt morgens gegen 6 Uhr bereits unsere Landung in Windhoek.
Ankunft in Namibia
Wir haben keine Zeitverschiebung im Mai und darum brauchen wir unsere Uhren auch nicht umstellen. Doch auch ohne Jetlag (Zeitzonenverschiebung) fühlen wir uns wie vom Bus überfahren. So bequem sind die Sitze im Pauschalreiseflieger nicht gewesen, dass wir von erholsamem Schlaf sprechen könnten…
Übers Rollfeld geht es schlurfend hinein in den kleinen Flughafen, während Sascha (Oben im Bild) mit Koffer in der einen und Kamera in der anderen Hand, schonmal „einhändig“ die ersten genialen Fotos macht.
Natürlich stehen wir erst einmal wie gewohnt eine Runde an, um unseren Einreisestempel zu erhalten. Sven erwähnt augenzwinkernd, dass man mich nicht unbedingt sehen müsse, denn man würde mich immer schon von Weitem hören. Hm… er ist nicht der erste, der mir das sagt. Und mich beeindruckt oder sagen wir „bremst“ das garnicht, denn mit meiner speziellen „Art“ sorge ich bereits um 6 Uhr früh dafür, dass alle rund um uns herum schnell wach werden und gute Laune haben. Denn die ist wichtig und ich lache eben gern und viel, wenn ich mich wohl fühle. Und nach einer Landung in Namibia fühle ich mich nicht nur wohl… ich fühle mich spitze! Nachdem wir alle unsere Einreiseerlaubnis erhalten haben, holen wir noch schnell unsere Koffer vom Band und die Aufregung steigt mehr und mehr, als wir dann in der Ankunftshalle auf unsere Transferfahrer treffen.
BMW GS für die einen, Toyota Hilux Double Cab für die anderen
Hier teilen sich erst einmal unsere Wege, denn die „Jungs“ fahren direkt zum Safari Court Hotel und wir „Mädels“ werden von der Firma „Africa on Wheels“ abgeholt , um unser Begleitfahrzeug, einen Toyota Hilux Double Cab 4×4, für die Reise am Sam Nujoma Drive entgegenzunehmen. Währenddessen treffen die Motorradfahrer zum ersten Mal auf ihren Tourguide Gavin, der sie bereits mit den teilweise nagelneuen BMW GS Modellen am Hotel empfängt.
Als wir dann später mit dem Toyota ebenfalls eintreffen, sind alle Motorräder bereits mit Stickern der Firma Wunderlich versehen, denn die GS wurden bereits im Vorfeld nach dem Motto „Complete your BMW“ mit sehr viel Zubehör ausgestattet und ich kann euch sagen: Das macht mal so richtig was her! Ich war echt beeindruckt, als ich die Maschinen so nebeneinander geparkt zum ersten Mal sah.
Da standen sie. Nicht nur die Motorräder – auch die Männer fix und fertig in ihren Outfits bei Temperaturen um bereits 25 Grad. Alle scharrten mit den Hufen. Man konnte richtig spüren, wie sie völlig außer Rand und Band waren und es kaum noch erwarten konnten, endlich den Gashebel betätigen zu dürfen.
Ein Ameisenhaufen mit Stickern
Dennoch mußten sie noch ein wenig warten, denn auch der Toyota sollte noch ein wenig aufgehübscht werden mit Stickern von Afrikascout und Wunderlich. Leider war der Mietwagen nicht komplett weiß. Er war bis zur Hälfte mit einem Aufkleber beklebt, auf dem „Shadow“ geschrieben stand.
Nach der ganzen Planung im Vorfeld war das etwas ernüchternd, denn die zwei größten Sticker unseres Kooperationspartners kamen nun nicht so zur Geltung, wie es vorgesehen war. Unsere Afrikascout-Sticker vermischten sich im hinteren Teil mit dem Grau des bereits vorhandenen Aufklebers. Meine Laune sank. Wer mich kennt, der weiß: Ich bin ein Perfektionist. Ich war also etwas „geknickt“. Aber aus 25 Jahren Afrika-Erfahrung weiß ich natürlich auch, dass ein Perfektionist in Afrika nicht bis zum nächsten Wasserloch kommt. Darum alberten wir alle rum und klebten, so gut es geht, die Aufkleber auf den Wagen und es sah aus wie in einem Ameisenhaufen… Jeder packte mit an und so ging es doch sehr zügig von statten.
Endlich: Start zur Wüstentummler-Tour durch Namibia
Die Zeit rast! Die Sonne steht schon hoch am Himmel, als Gavin alle beisammen ruft, um das erste Briefing vor der Tour zu halten. Mit Charme , Witz und Augenzwinkern – dennoch durch und durch absoluter Profi – erzählt er von Namibia, unserer geplanten Tour, eventuell auftretenden Situationen und vielem mehr.
Die Männer sind nun wirklich kaum noch zu halten. Es ist witzig zu sehen, wie sie sich freuen wie kleine Kinder, die endlich mit dem neuen Fahrrad losdüsen wollen. Aber das ist natürlich auch verständlich. Ich gebe zu… ich bin doch ein wenig neidisch, dass ich jetzt „nur“ das Begleitfahrzeug fahren darf. Ohne Offroad Kenntnisse kann ich jedoch leider in Namibia nicht Motorrad fahren. Ich hab es noch nie probiert und somit bleiben mir leider nur Asphaltstraßen in Afrika, die ich mit dem Motorrad bereisen kann. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. nicht wahr?
Nachdem ich Gavin einfach unterbrochen hatte, um nochmal dazwischen zu rufen: „Bitte vergesst nicht auf der linken Seite zu fahren!!! Das ist Wiiiiichtiiiiiig!!!“ merkte ich bereits, was ich am Folgetag und während der gesamten Reise dann auch öfter laut aussprach: Ich muss einen neuen Hashtag erfinden. Nämlich diesen: #aufmichhörtjakeiner
Nicht schlimm. Auf dieser Reise bin ich kein Tourguide und solange Gavin immer Gehör findet, bin ich zufrieden. Sicherheit ist für ihn und für mich das A und O und das beruhigte mich komplett.
Erstes Ziel: Die Kalahari
Gavin gibt den „Startschuß“ und glücklich und zufrieden, endlich die neuen Spielzeuge ausprobieren zu können, verlassen wir das Hotel Safari Court und befinden uns schon bald auf der Asphaltstraße Richtung Süden. In die Kalahari.
In meiner Naivität denke ich, dass es auch bei Asphalt bleiben wird heute. Weit gefehlt. Gavin will Gravel! Und kurz drauf befinden wir uns auf einer echten Hardcore Strecke, wo ich – ganz Frau – schon die Krise bekomme, weil ich die ersten Teilnehmer bereits vor meinem geistigen Auge auf dem Boden liegen sehe. Cordi meint dazu nur wie immer ganz cool vom Beifahrersitz: „Nerven behalten“ und Kathi und ich müssen lachen. Ja. Ich muss einfach locker werden, denn wir haben hier ja Profis dabei, die sehr genau wissen, wie sie mit den Motorrädern in verschiedensten Situationen umgehen müssen.
Die Letzten werden nicht die Ersten sein.
Nach wenigen Kilometern ist an Tag 1 eines schon ganz klar: WIR werden IMMER die letzten sein. Mit der Geschwindigkeit der BMWs ist kein Mithalten möglich. Mit 70-80 km/h rappeln wir über die Piste und bei gerade mal 80 kann ich spüren, wie der Wagen an Stabilität verliert und das Heck gerne woanders hin will, als ich es plane. Aus vielen vorherigen Namibia-Reisen weiß ich das eh schon aus Erfahrung. Gravel roads haben es in sich! Nicht umsonst passieren viel zu viele Unfälle mit Mietwagen auf den Straßen Namibias. Touristen überschätzen sich oft maßlos und hören nicht hin, wenn ihnen bei Entgegennahme des Mietwagens – egal wie oft – gesagt wird, dass sie sich an die Geschwindkeit von max. 80 km/h halten sollen. Aus diesem Grund gibt es zum Beispiel heute die Firma Namtrack. Diese überwacht auch unser Fahrzeug. Sobald ich die 80 Km/h überschreite, erhalte ich eine warnende E-Mail, die mir sagt: „You are driving too fast on a gravel road!!!,Please slow down immediately to prevent an accident!“ … weitere Details zu km/h, Ort, Fahrzeugnummer etc… sind ebenfalls darin enthalten. Warum? Ganz einfach. Im Falle eines Unfalles wird sofort gecheckt, ob der Fahrer zu schnell unterwegs war. Wenn ja – tja… dann ist es doppelt schlimm, denn die Versicherung übernimmt den Schaden dann nicht. Darum: „Uffpasse“.
Uhlenhorst liegt in Namibia
Im kleinen Ort Uhlenhorst (eigentlich ist es nicht wirklich ein Ort… es sind ein paar Häuschen) ist Sven bereits zum ersten Mal so richtig begeistert und ich würde sogar behaupten: aus der Fassung. Wir machen einen Stopp am Straßenrand und im Nu sind um die 20 Kinder um uns herum, die mit großen Augen und viel Lachen und Glucksen die Motorräder und die verstaubten Fahrer betrachten. So etwas sieht man in Uhlenhorst nicht alle Tage! Sie sind fasziniert von der Situation. Von den komisch gekleideten Männern auf den großen Maschinen, die am Feiertag danach fragen, ob es evtl. im noch geschlossenen Shop etwas zu trinken gäbe. Schon kommt eine Dame heran, die uns aufschließt und uns kalte Cola verkauft. Ein wenig Energie für die weiteren km! Sven ist begeistert von den Kindern. Sie winken uns nach und lachen weiter…
Erste Etappe geschafft: eingestaubt, müde und begeistert!
Ich halte mich also weiterhin an die Geschwindigkeitsvorgaben, auch wenn es oft echt verlockend ist, auf festem Untergrund doch mal rollen zu lassen. Das Ende vom Lied: Wir kommen erst im Dunkeln an der Auob Lodge an und Kathi, die in der Zwischenzeit das Steuer übernommen hat, fährt fast erst einmal vorbei während ich hinten ein Nickerchen halte.
Die Freude ist groß, als wir endlich ankommen, denn wir sind die eigentlichen VIPs der Reise. Wir sind nämlich die, die das Gepäck haben und somit werden wir an dem Abend dementsprechend happy von den eingestaubten Wüstentümmlern begrüßt. Schön zu sehen, dass man uns (oder doch die Koffer!?) erwartet hat :-)))
Die Auob Lodge empfängt uns mit einem leuchtenden Pool im Innenhof und mit funkelnden Sternen am Himmel. Die Zimmer sind groß und geräumig. Zwei Betten habe ich und ich muss eine Weile überlegen, welches ich nehmen soll. Die lange Fahrt, das Gerappel und die Hitze sorgen schon heute dafür, dass ich etwas wirr durch die Gegend laufe. Aber zur Beruhigung: nur ab und zu. (Gavin wird diese Momente im Verlauf der Reise: „Sabi’s blond moments“ nennen. Ganz schön frech oder?)
Springbok zum Dinner
Nach dem Duschen treffen wir uns zum Abendessen, welches uns á la Carte im offenen Restaurant kredenzt wird. Es gibt Suppe, Springbokfilet und zum Abschluß noch ein leckeres Törtchen, welches ich dankend ablehne, da das wirklich nicht mehr reingepasst hätte.
Sascha schaut mich daraufhin entsetzt an und flüstert: „Das kannst Du doch nicht machen! Nimm das Törtchen!“ … mit riesen Augen und einem verlangenden Blick nach Sahne und Zucker. Sascha, müßt ihr wissen, kann Berge am Tag vertilgen und man fragt sich, wo das alles landet. Jedenfalls hat er ein weitaus besser funktionierendes System als ich, was scheinbar Zucker und Fette abwehrt. Mir tut es auf der Stelle leid, dass ich das Törtchen nicht doch bestellt habe, denn es hätte ihm sehr gut geschmeckt. Alle waren begeistert von dem kleinen weißen Ding, dass den Abschluss zusammen mit Kaffee und Likör bot.
Jetzt denkt ihr sicher: Erster Abend in Namibia. Leckeres Essen als Basis… die haben sicher noch lange da gesessen und die Sterne angeschaut und Bier getrunken…. Weit gefehlt! Wir waren alle total müde und sind ins Bett, denn am nächsten Tag wartete die nächste lange Strecke auf uns. Der Weg zum Fish River Canyon! Genauer gesagt: Zum Canyon Road House von Gondwana. Wenn ich am Abend schon gewußt hätte, dass Gavin erneut komplett Gravel fährt… ich wär heimlich irgendwo abgebogen und hätte dann nach der schönen Asphaltstraße in Keetmanshoop an der Tanke auf ihn gewartet ;-)) Aber dazu mehr im Blog zu Tag 2!
Bis dahin und Totsiens
Euer Afrikabiker und Afrikascout Sabine Kastner
PS: Die tollen Bilder (außer das von ihm selbst – denn das ist von mir – und außer dem Bild vom Abendessen) stammen von Sascha, der als Fotograf diese Motorrad-Tour von Afrikascout mit der Wunderlich GmbH in Sinzig begleitet hat. Hier geht es zu seiner Facebookseite: SASCHA BARTEL
PP.S.: Ihr möchtet auch einmal mit dem Motorrad durch Namibia reisen? Dann meldet euch bei uns. Wir planen für euch als Paar, Freunde, Verein, Club etc. Individualreisen ins südliche oder östliche Afrika (ab 2020 auch auf neuen BMW GS Modellen in Marokko!) oder bucht euch einfach auf eine unserer Gruppenreisen ein > MOTORRAD-REISEN